Ablauf der ausbildung
bei der Akaflieg Bielefeld e. V.
Eine Ausbildung zum Segelflugpiloten oder zur Segelflugpilotin erweitert die Grenzen eines jeden Horizontes.
Die Segelflugausbildung dauert bei uns in der Regel zwischen anderthalb und drei Jahren, je nach Engagement des Flugschülers. Um jedoch eine gewisse Kontinuität in der Ausbildung zu gewährleisten, ist es ratsam, während dieser Ausbildungszeit möglichst häufig und regelmäßig am Flugbetrieb teilzunehmen. Bereits während der Ausbildung darf unter Aufsicht eines Fluglehrers alleine geflogen werden. Voraussetzung dafür sind ein Mindestalter von 14 Jahren und ein Fliegerärztliches Tauglichkeitszeugnis der Klasse II.
Nach Abgabe notwendiger Unterlagen an den Verein kann sofort mit der Ausbildung begonnen werden. Diese gliedert sich in folgende Teilabschnitte:
Praktischer Ausbildungsabschnitt 1
Vermittelt werden die grundlegendsten Kenntnisse des Fliegens, angefangen vom Verhalten auf dem Flugplatz über Umgang mit Luftfahrtgerät bis hin zur eigenständigen Landung, welche neben umsichtigem Fliegen und dem Start wohl das Schwerste am Fliegen ist und die längste Zeit der Ausbildung in Anspruch nimmt. Mit der bestandenen A-Prüfung nach etwa 60 Starts ist der Flugschüler berechtigt, mit Erlaubnis Alleinflüge in unmittelbarer Nähe des Flugplatzes durchzuführen, während er ständig in Funk- und optischem Kontakt mit einem Fluglehrer am Boden steht.
- Bodeneinweisung:
- Transport und Montage eines Segelflugzeugs
- Überprüfung nach Klarliste vor dem ersten Start
- Vorraussetzung für den Flugbetrieb, Verhalten auf dem Flugplatz
- Handhabung des Rettungsfallschirms, Einweisung in den Haubennotabwurf
- Funktionsweise der Ruder und Luftbremsen
- Der Startvorgang (wahlweise):
- Windenstart, Verhalten bei Startunterbrechung und Seilriss
- Flugzeugschleppstart, Verhalten in besonderen Fällen
- Während des Fluges
- Wirkung und Bedienung der Ruder, Geradeausflug, Rollübungen
- Kurvenflug mit 20° bis 30° Querneigung
- Langsamflug, Überziehen im Geradeaus- und Kurvenflug, Trudeln
- Platzrunde und Landeeinteilung, Luftraumbeobachtung
- Die Landung
- Besondere Fälle beim Landeanflug, Landung aus ungewohnter Position
- A-Prüfung: 3 Platzrunden im Alleinflug
Praktischer Ausbildungsabschnitt 2
Es schließen sich weitere Übungen mit Lehrer an und es folgen nach die B-Prüfung und die Umschulung auf unseren Holz-Einsitzer, die Ka6e. Erkennen die Fluglehrer eine gewisse Souveränität des Flugschülers im Umgang mit den Flugzeugen, kann die praktische C-Prüfung in Angriff genommen werden. Mit genügend Flugerfahrung auf der Ka6e darf man bereits auf die LS4, einen unserer zwei Hochleistungs-Einsitzer aus Kunststoff, umschulen.
- Übungsflüge im Alleinflug
- Kreisflüge stationär mit 30° bis 45° Querneigung, Kurvenwechsel
- Schnellflug
- Umschulung auf einsitzige Segelflugzeuge (z.B. Ka6e und LS4)
- Kreisflüge mit wechselnder Drehgeschwindigkeit, Querneigung und Längsneigung
- B-Prüfung: 3 Alleinflüge, Kurvenwechsel, Rollen um die Längsachse, Ziellandung
- Anfliegen der Thermik, Zentrieren, Sollfahrt
- Einstieg in die Thermik, gemeinsames Kreisfliegen
- Auffrischung von Notverfahren und besonderen Flugzuständen mit Lehrer
- 30-Minuten-Segelflug im Alleinflug
- Seitengleitflug (Slip)
- C-Prüfung: 3 Alleinflüge, Kurvenwechsel, Hochgezogene Fahrtkurve, Slip im Landeanflug
Praktischer Ausbildungsabschnitt 3
- Navigationseinweisung im Motorsegler
- Meteorologische Streckenflugeinweisung mit Lehrer
- 3 Starts und Landungen auf fremdem Platz
- Außenlandeübungen im Motorsegler
- Vorbereitung und Durchführung eines 50km-Streckenfluges im Alleinflug (nach bestandener Theorieprüfung, siehe unten)
- Alternativ Durchführung eines 100km-Streckenfluges mit Fluglehrer
- Vorbereitung auf die abschließende praktische Prüfung
Theoretische Ausbildung
Der Theorieunterricht wird hauptsächlich in den Wintermonaten November bis Mitte März in Kooperation der Segelflugvereine in Oerlinghausen durchgeführt und umfasst 60 Unterrichtsstunden. Die Theorieprüfung wird bei der Bezirksregierung Münster abgelegt und besteht aus 9 Fächern, die einzeln bestanden werden müssen. Die Prüfung besteht ausschließlich aus Multiple-Choice-Fragen, welche zu 75% richtig beantwortet werden müssen. Wer Ambitionen hat nach Erhalt des Segelflugscheins mit der Schulung auf Motorflugzeugen fortzufahren, sollte zudem das Funksprechzeugnis BZF I oder II erwerben.
- Luftrecht
- Navigation
- Meteorologie
- Kommunikation
- betriebliche Verfahren
- Grundlagen des Fliegens
- Flugplanung und Flugleistung
- Allgemeine Luftfahrzeugkunde
- Menschliches Leistungsvermögen
- Funksprechzeugnis BZF I oder II (separater Lehrgang, wird dringend empfohlen)
Praktische Prüfung
Die praktische Prüfung ist der letzte Schritt zum Segelflugschein SPL. Voraussetzung sind neben der bestandenen Theorieprüfung und der abgeschlossenen praktischen Ausbildung zudem mindestens 15 Flugstunden. Diese hat der Flugschüler normalerweise zu diesem Zeitpunkt schon absolviert. Die praktische Prüfung besteht ebenfalls aus drei Platzrunden, bei denen ähnlich, wie bei der C-Prüfung praktische Ausbildungsinhalte, wie Kurvenwechsel oder der Slip gefordert werden. Zudem ist in der Regel einer der drei Flüge eine Seilrissübung. Da im Segelflugzeug nur zwei Sitzplätze vorhanden sind, ist im Gegensatz zur Fahrprüfung der Prüfer auch gleichzeitig ein Fluglehrer.
Und wie geht es weiter?
Um als frisch gebackener Inhaber einer SPL-Lizenz Gäste, z.B. Familie oder Freunde, mitnehmen zu dürfen müssen zusätzlich 30 Starts oder 10 Stunden und ein Flug mit Fluglehrer absolviert werden. Wem der normale Segelflugschein noch nicht genug ist, dem bieten sich einige Möglichkeiten die Pilotenkarriere weiter auszubauen:
- Teilnahme an Streckenfluglehrgängen und -Wettbewerben
- Kunstflugberechtigung
- Weiterbildung zum Segelfluglehrer
- Erweiterung der Lizenz auf Motorsegler (TMG)