Chronik

50 Jahre Akaflieg Bielefeld

Am 10. März 1972 wurde die Akaflieg gegründet.

Gründungsmitglieder:

Peter Adrian, Reinhard Grotz, Christa Huttel, Heinz-H. Huttel, Richard Kaselowsky, Klaus Onneken, Wolfram Winkler.

Gründe für die Gründung:

Im Herbst 1971 versammelte sich in einem Hörsaal der Universität Bielefeld eine große Menge Studenten zur Diskussion über studentischen Flugsport. Viele glaubten, es bestünde hier schon eine entsprechende Gruppe. Das war nicht der Fall. So ergab sich der Wunsch, einen Verein zu gründen, in dem Studierenden Flugsport ermöglicht werden sollte.

Ähnlich der „Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft“ sollte diese Vereinigung ein Begegnungsfeld werden für Studierende, Dozenten, Lehrlinge, Schüler und Bürger aus den verschiedensten Berufen. Hier sollten sich aber außerdem, im freien Raum, in sportlicher Lebenspraxis Segmente aus Technik-, Natur- und Geisteswissenschaften in Theorie und praktischer Anwendung bedenken, diskutieren und erproben lassen. Die Fliegerei hat da ein riesiges Angebot!

Konzeption:

Keine reine Akaflieg der Universität, sie würde zahlenmäßig zu klein und damit zu teuer werden. In ihr wäre der Dialog mit „Außenstehenden“ nur begrenzt möglich. Die Fluktuation der Studierenden gewährleistet keine langfristige Kontinuität der Vereinspolitik.

Die öffentliche Diskussion um eine Gesamthochschule, die auch die übrigen Fachhochschulen der Region mit einzubeziehen sollten, und vor allem der Gedanke, möglichst viele Fachgebiete in der zu gründenden Vereinigung zusammenzufassen, führte zu dem Konzept, die AKAFLIEG BIELEFELD für alle zu öffnen, sowie Studierende und Jugendliche besonders zu fördern.

Die ersten Anfänge:

Bei der Gründung der AKAFLIEG BIELEFELD (damals Ostwestfälisch-Lippische Akaflieg) verfügte diese junge Vereinigung über einen Fluglehrer, einen Werkstattleiter und einen Funkgerätewart, aber über kein Fluggerät!

Heinz-Hermann Huttel gehörte damals als Fluglehrer auch dem Gütersloher Verein an, der ihm gestattete, seine „Leute“ auf dem Gütersoher B-Falken auszubilden. Das war sehr wichtig! Letzt ging es darum, die Segelflieger der Akaflieg möglichst schnell auf Motorsegler umzuschulen und die fliegerischen Anfänger auf den Segelflug vorzubereiten.

Die „Akaflieger“ durften als Nichtmitglieder des Gütersloher Vereins den B-Falken natürlich nicht für Alleinflüge benutzen. Aber auch so ließen diese Aktivitäten das Geld in der Gütersloher Kasse klingeln.

Am 29.04.1972 wurde die Akaflieg Bielefeld mit 30 Ja-Stimmen bei 8 Enthaltungen in die FGOe aufgenommen. einer meinte: „Die haben ja nicht ‚mal ein eigenes Flugzeug!“

Am 01.05.1972 erfolgte die Aufnahme in den DAeC-Landesverband NRW:

Am 06.05.1972 kaufte die Akaflieg einen Kranich III, der bei einer Kornfeldlandung ziemlich gelitten hatte. Ernst Trylus, der beste Segelflugzeug-Baumeister weit und breit, reparierte Holm, Rumpf und andere Teile, so daß der Vogel am 02.11.1972 seine LBA-Zulassung erhielt und geflogen werden konnte.

Am 10.05.1972 bestellten wir bei der Firma Scheibe einen Motorsegler (SF-25 C), der aber erst am 15.09.1972 von Dachau geholt und hier in Dienst gestellt wurde. Kranich und C-Falke standen also für die Saison nicht zur Verfügung. Im Juni 1972 wurde unter besonderem Einsatz des Lübbecker Fluglehrers Wilhelm Schötker zwischen der Akaflieg Bielefeld und dem Kreisluftsportverein Lübbecke eine Ausbildungs- und Fluggemeinschaft vereinbart. Das hatte den Vorteil, daß sowohl die Lübbecker als auch die Akaflieger besser mit Fluglehrern und Flugzeugen versorgt waren. Später schlossen sich die Ahlener dieser Gemeinschaft noch an. Aus diesem Verbund ergaben sich in den Folgejahren noch gemeinsame Fliegerfreizeiten in Schweden und Südfrankreich.

Aus dem Jahresbericht 1972:

Mitglieder: 7 Schüler – 15 Studenten – 9 sonstige

Flugleistungen:

auf vereinsfremden Segelflugzeugen: 180 Flüge mit 60 Flugstunden

auf vereinseigenen Segelflugzeugen: 140 Flüge mit 30 Flugstunden

auf eigenem Kranich (ab Nov. 72): 33 Flüge mit 10 Flugstunden

auf eigenem Motorsegler (ab 15.09.72):   308 Flüge mit 74 Flugstunden

Flugleistungen gesamt: 661 Flüge mit 174 Flugstunden

Weitere Leistungen:

1 F-Schlepp-Berechtigung

4 Motorsegler-Erlaubnisse

1 Luftfahrerschein Klasse II

1 Segelfluglehrer-Berechtigung

Damit sind jetzt im Verein folgende Lizenzen vorhanden:

1 A-Prüfung

5 C-Prüfungen, davon 2 Jugendliche

5 Silber-C, davon 3 Jugendliche

2 Gold-C

1 Luftfahrerschein Kl. I, davon 1 Jugendlicher

9 Luftfahrerscheine Kl. II,   davon 4 Jugendliche

7 BZF

4 PPL – Motorflug

2 Segelfluglehrer

1 Werkstattleiter

1 Funkgerätewart

Sonstige Leistungen:

Landessegelflugmeisterschaften: Hubertus Huttel erreicht 5. Platz in der Clubklasse.

Finanzen:

Der 1. Vorsitzende, Wolfram Winkler, und der Leiter des Förderkreises, Richard Kaselowsky, bemühen sich um Spenden. Es kommen DM 12.500,- zusammen Dennoch ergibt sich am Jahresende eine Schuld pro Mitglied von gut 1.000,- DM.

Nach diesem ersten Jahr entwickelte sich die AKAFLIEG BIELEFELD sehr positiv weiter: 1975 gab es im Segelflug rund 1800 Starts mit 522 Flugstunden und fast 7000 km Strecke und mit dem Motorsegler 2342 Starts mit 710 Flugstunden und 11500 km Strecke!

Es wurden jedes Jahr ein bis zwei Fliegerfreizeiten in Schweden bzw. Südfrankreich organisiert, bei denen auch Anfängerschulung betrieben wurde. Viele Wettbewerbe und Meisterschaften wurden mit guten Erfolgen belegt. Es gab viele Anerkennungen und Preise.

Zusammenfassend sei gesagt:

Die Erfolge wurzelten in einer sparsamen und überlegten Haushaltsführung bei einem Spendenaufkommen, das vorrangig den Studenten und Jugendlichen zugute kam, und in einem tüchtigen Engagement der Funktionsträger und der meisten Mitglieder, die in guter Fliegerfreundschaft zusammenhielten.

Im wichtigen Aufbaustadium halfen uns die Gütersloher mit der Erlaubnis, ihren Motorsegler für Ausbildungszwecke benutzen zu dürfen, die Lübbecker und die Ahlener mit der für uns hilfreichen Ausbildungs- und Fluggemeinschaft und viele andere, die im unauffälligen Flugbetriebsalltag hier und da mit freundlichem Entgegenkommen halfen.

Heinz-Hermann Huttel